DHCP-Optionsklassen (Dynamic Host Configuration-Protokoll) bieten eine zusätzliche Methode zum Gruppieren von Konfigurationsdetails für DHCP-Clients innerhalb eines Bereichs. Es gibt zwei Arten von DHCP-Optionsklassen:

  • Benutzerklassen, zum Zuweisen von Optionen zu Clients, für die ermittelt wurde, dass sie eine ähnliche DHCP-Optionskonfiguration benötigen.

  • Herstellerklassen, zum Zuweisen herstellerspezifischer Optionen zu Clients, für die ermittelt wurde, dass sie einen gemeinsamen Herstellertyp verwenden.

Verwalten von Benutzerklassen

Mithilfe von Benutzerklassen können DHCP-Clients durch die Angabe einer Benutzerklassenoption voneinander unterschieden werden. Wenn diese Option für Clients verfügbar ist, enthält sie eine vom Benutzer festgelegte Klassen-ID, mit der Clients mit ähnlichen Konfigurationsanforderungen innerhalb eines Bereichs konfiguriert werden können. Beispielsweise können Sie für Benutzer und Computer, die mobil sein müssen, eine Benutzerklasse auf dem DHCP-Server konfigurieren und die entsprechende Klassen-ID auf den Clientcomputern festlegen.

Eine Benutzerklasse ist hilfreich, wenn Sie separate Optionen benötigen, die die speziellen Anforderungen der Identifizierung von Clientcomputern abdecken, wie z. B. die Bereitstellung einer kürzeren Leasedauer für tragbare Computer, die sehr viel unterwegs verwendet werden und oft den Remotezugriff nutzen. In diesem Beispiel können Sie den DHCP-Server so konfigurieren, dass Optionen speziell für die Anforderungen dieser Clients verteilt werden.

Das Benutzerklassenfeature ermöglicht eine flexiblere Konfiguration von DHCP-Clients im Netzwerk, ist aber für die standardmäßige DHCP-Verwendung nicht erforderlich. Falls keine benutzerdefinierten Optionsklassen konfiguriert sind, werden Optionen stattdessen über den Standardserver, -bereich bzw. die standardmäßigen Clientoptionseinstellungen bereitgestellt.

DHCP-Server unter dem Betriebssystem Windows Server® 2008, von dem die Erkennung von Benutzerklassen-IDs unterstützt wird, führen die folgenden zusätzlichen Schritte aus, wenn Clients eine IP-Adresse anfordern:

  1. Der Server bestimmt, ob die vom Client in der Leaseanforderung identifizierte Benutzerklasse eine bekannte Klasse ist, die zuvor auf dem Server definiert wurde.

    Falls eine vordefinierte Benutzerklasse auf dem Server vorhanden und konfiguriert ist, wird die klassenbasierte Zuweisung aktiviert. Für andere Benutzerklassen müssen Sie diese zuerst auf dem Server hinzufügen und konfigurieren, damit sie verwendet werden können.

  2. Falls die Benutzerklasse erkannt wird, bestimmt der Server, ob zusätzliche DHCP-Optionen für diese Klasse im aktiven Leasekontext konfiguriert werden (Bereich oder eine Clientreservierung), in dem der Client vom Server geleast wird.

  3. Wenn der Bereichs- oder Reservierungskontext so konfiguriert ist, dass Optionen für die benutzerdefinierte Klasse des Clients bereitgestellt werden, gibt der Server diese Optionen im Rahmen der DHCP-Bestätigungsnachricht (DHCPACK), die zur Bestätigung der Lease gesendet wird, an den Client zurück.

    Hinweis

    Zusätzlich zum Konfigurieren oder Hinzufügen von Benutzerklassen auf dem DHCP-Server können Sie mit dem Befehl ipconfig /setclassid eine DHCP-Clientklassen-ID festlegen.

Zusätzliche Beispiele für Benutzerklassen

Sie können Benutzerklassen-IDs definieren, um Informationen zur Clientsoftwarekonfiguration, zum physikalischen Standort oder zu Benutzereinstellungen zu vermitteln. Beispielsweise kann mit einer ID angegeben werden, dass DHCP-Clients Mitglieder der benutzerdefinierten Klasse "2. Stock, West" sind, für die spezielle Router-, DNS- und WINS-Servereinstellungen (Windows Internet Name Service) erforderlich sind.

Außerdem können Sie mit den vordefinierten Microsoft-Benutzerklassen spezielle Konfigurationsdetails für Clients mit speziellen Anforderungen isolieren, wie z. B. Bootstrapprotokoll (BOOTP) oder Routing- und RAS-Dienst.

Hinweis
  • Achten Sie beim Konfigurieren von Benutzerklassen auf dem DHCP-Server darauf, dass die Daten für die Benutzerklassen-ID, die Sie auf dem DHCP-Server und den Mitgliedsclientcomputern festlegen, mit den Binär- oder ASCII-Daten übereinstimmen.
  • Die Benutzerklassenoption erlaubt nur die Verwendung einer einzigen Klassen-ID zum Identifizieren von Clients. Jeder Clientcomputer kann nur als Mitglied einer einzigen Benutzerklasse auf dem DHCP-Server identifiziert werden. Bei Bedarf können Sie zusätzliche Benutzerklassen verwenden und Hybridversionen von Ihren anderen Benutzerklassen erstellen.

Verwalten von Herstellerklassen

Herstellerdefinierte Optionsklassen können von DHCP-Clients verwendet werden, die sich beim Abrufen einer Lease anhand des Herstellertyps gegenüber dem DHCP-Server identifizieren. Zum Identifizieren der Mitgliedschaft eines Clients in einer Herstellerklasse stellt der Client einen Wert über die Option Vendor class identifier bereit, wenn er eine Lease vom Server anfordert oder auswählt.

Bei den Informationen zur Herstellerklassen-ID handelt es sich um eine von einem DHCP-Server interpretierte Zeichenfolge. Microsoft unterstützt Herstellerklassen-IDs für DHCP-Clients unter Windows 7Windows Vista und Windows XP.

Andere Hersteller definieren möglicherweise eigene Herstellerklassen-IDs für die Weitergabe herstellerspezifischer Informationen oder für spezielle Anforderungen für ihre DHCP-Clients.

DHCP-Server unter dem Betriebssystem Windows Server 2008, von dem die Erkennung von Herstellerklassen-IDs unterstützt wird, führen die folgenden zusätzlichen Schritte aus, wenn Clients eine IP-Adresse anfordern:

  1. Der Server bestimmt, ob die vom Client in der Leaseanforderung identifizierte Herstellerklasse eine bekannte Klasse ist, die zuvor auf dem Server definiert wurde.

    Nur Microsoft-Herstellerklassen sind auf dem Server vordefiniert. Für andere Herstellerklassen müssen Sie diese auf den DHCP-Servern unter Windows Server 2008 manuell hinzufügen und konfigurieren, damit sie verwendet werden können.

  2. Falls die Herstellerklasse erkannt wird, bestimmt der Server, ob zusätzliche DHCP-Optionen für diese Klasse im aktiven Leasekontext konfiguriert werden (Bereich oder eine Clientreservierung), in dem der Client vom Server geleast wird.

  3. Wenn der Bereichs- oder Reservierungskontext so konfiguriert ist, dass Optionen für die herstellerdefinierte Klasse des Clients bereitgestellt werden, gibt der Server diese Optionen mithilfe der Option Vendor specific information im Rahmen der DHCP-Bestätigungsnachricht (DHCPACK) zurück, die zur Bestätigung der Lease gesendet wird.

Mithilfe von Herstellerklassen können andere Hersteller benutzerdefinierte Anwendungen für DHCP in gemischten Herstellerumgebungen unterstützen. Herstellerspezifische Optionen werden ggf. zusätzlich zu den DHCP-Standardoptionen verwendet, die für DHCP zugewiesen oder erforderlich sind.

Hinweis
  • Die Standardherstellerklasse DHCP-Standardoptionen kann zum Gruppieren von DHCP-Clients hilfreich sein, für die keine Herstellerklassen-IDs angegeben sind.
  • Achten Sie beim Hinzufügen von neuen Herstellerklassen auf dem DHCP-Server darauf, dass die Daten für die Herstellerklassen-ID, die Sie auf dem Server festlegen, mit der von den Clients verwendeten Herstellerklassen-ID für Ihren Hersteller übereinstimmen. Weitere Informationen erhalten Sie vom entsprechenden Hersteller.

Weitere Verweise

Eine Liste mit Hilfethemen mit entsprechenden Informationen finden Sie unter Konfigurieren von DHCP-Serverrolleneinstellungen.

Aktualisierte detaillierte Informationen zu DHCP für IT-Experten finden Sie in der Dokumentation zu Windows Server 2008 auf der Microsoft TechNet-Website (möglicherweise in englischer Sprache).


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